Der
1. Mai - Feiertag seit Urzeiten - Was verbinden Sie mit dem 1. Mai ? Die Walpurgisnacht. |
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Rote Fahnen und Gewerkschaftsumzüge
zum Tag der Arbeit? Oder denken Sie an aufkommende Frühlingsgefühle,
Vogelgezwitscher und Wonnemonat? Maibäume, Maifeuer und Maitanz? Vielleicht
fällt Ihnen aber auch die Walpurgisnacht ein - Hexensabbat auf dem
Blocksberg und die Beschwörung des Leibhaftigen?
Viele Wurzeln heutiger Feste reichen tief. Der Wonnemonat Mai - benannt
nach der römischen Wachstums- und Frühlingsgöttin Maja -
geht auf vorchristliche, ja selbst vorrömische und vorkeltische Zeiten
zurück. Die Maibräuche entwickelten sich aus Fruchtbarkeitskulten,
deren Ursprünge sich bis in die Steinzeit verfolgen lassen. Funde von
überwiegend weiblichen Figuren lassen vermuten, dass die Urmenschen
in Matriarchaten lebten, wo Frauen als Spenderinnen des Lebens eine zentrale
Stellung innehatten.
Noch heute ist der Mai im christlichen Glauben als Marienmonat der Mutter
Gottes gewidmet. Auch neuzeitliche Rituale tragen Vorstellungen eines uralten
Weltbildes in sich, traditionelle Werte und Überzeugungen beeinflussen
unsere Feiertage nach wie vor.
Die Walpurgisnacht wird heute am 30. April gefeiert, in der Nacht zum 01. Mai. Der Namen stammt von der Heiligen Walburga, deren Gedenktag bis ins Mittelalter am Tag ihrer Heiligsprechung am 1. Mai gefeiert wurde.
Als Tanz in den Mai hat der Tag wegen der Gelegenheit zu Tanz und Geselligkeit am Vorabend des Maifeiertags auch Eingang in private und kommerzielle Veranstaltungen gefunden. |
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Vom
Wonnemonat zur Walpurgisnacht |
Im Jahreskreis hat
der Mai eine besondere Bedeutung: Die Natur erwacht zu neuem Leben; Hunger
und Kälte sind vorbei; die Erde ist wieder fruchtbar. Die alten Mairiten
zeugen von einer überschäumenden Lebensfreude. An vielen Orten
liebten sich Paare in den frisch gepflügten Feldern, um das Getreide
zum Wachsen zu bringen. Es war ein "Wonnemonat" sexueller Freiheiten.
Bis ins 16. Jahrhundert hinein waren im ländlichen Raum die ehelichen
Bande gelockert. |

© DPA, Hexen in der Walpurgisnacht |
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Vom
Wonnemonat zur Walpurgisnacht Jahresfeste in vorchristlicher Zeit |

© aisa, Barcelona |
Die Kelten feierten
am 1. Mai bereits den Beginn des Sommers. Die Keltische Kultur kann man
als Übergangsstufe vom Matriarchat zum Patriarchat verstehen. Sinnbild
für den Keltischen Jahreskreis ist das achtspeichige Sonnenrad. Vier
der Feste beziehen sich auf die Sonnenumlaufbahn. Sie fanden am längsten
und am kürzesten Tag des Jahres sowie an den Tag-und-Nacht-Gleichen
statt. Die anderen vier Festtage markieren die Übergänge zwischen
den Jahreszeiten. Unsere heutigen religiösen Feste weisen deutliche
Parallelen zum keltischen Kalender auf. Zur Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche
feiern wir das Erntedankfest und Weihnachten überschneidet sich nahezu
mit dem Datum der Wintersonnenwende am 21. Dezember.
"Beltane", das Fest des beginnenden Sommers in der Nacht zum 1.
Mai war eines der wichtigsten keltischen Jahresfeste. "Samhain"
markierte ein halbes Jahr später (1. November) den Winterbeginn, vergleichbar
mit dem christlichen Allerheiligenfest. Beltane war der Fruchtbarkeit -
dem Leben - gewidmet, Samhain dem Tod. Zu beiden Festen wurden nächtliche
Feuer entzündet. Für die Kelten waren an Beltane und Samhain die
Grenzen zur Anderswelt, zur Welt der Toten und Elfen, der Götter und
Dämonen, aufgehoben. Das war die Zeit für Zauber und Magie. Zu
Beltane wurde häufig das Vieh durch zwei Feuerstöße getrieben
- eine Art Gesundheitszauber.
Auch bei den Germanen war der 1. Mai ein besonderer Festtag. Für sie
vermählte sich an diesem Tag die Erdgöttin Freya mit dem Himmelsgott
Wotan. Den Göttern zu Ehren zog ein mit Blättern bekränztes
Paar, der Maikönig und die Maikönigin, in den Wald. Anschließend
vollzogen sie einen symbolischen Liebesakt vor den Augen der Gemeinschaft. |
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Die
Nacht der Hexen |

© Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh |
Das aufkommende Christentum
versuchte die heidnischen Bräuche auszurotten. Der 1. Mai wurde der
Heiligen Walpurgis gewidmet, die Beltane - Feste bei Todesstrafe verboten.
Zur Abschreckung von den uralten Riten wurde das Bild des Teufels heraufbeschworen.
In der Walpurgisnacht, hieß es, trafen sich die Hexen auf dem "Blocksberg",
um mit dem Leibhaftigen wilde Orgien zu feiern. Angeblich verbündeten
sich die Hexen mit dem Teufel durch einen Kuss auf den After. |
Die Faszination der
Walpurgisnacht auf dem sagenumwobenen Brocken im Harz findet sich auch
in Goethe' s Faust als schillerndes Bild beschrieben: |
"Die
Hexen zu dem Brocken ziehn,
die Stoppel ist gelb, die Saat ist grün.
Dort sammelt sich der große Hauf,
Herr Urian sitzt oben auf.
So geht es über Stein und Stock,
es farzt die Hexe, es stinkt der Bock."
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Um den Hexenspuk auszutreiben,
veranstaltete das Volk in der Nacht zum 1. Mai vielerlei Arten von Gegenzauber.
Feuer wurden entzündet, Gewehre und Böller krachten, Peitschen
knallten. Noch heute gilt die Walpurgisnacht als Freinacht, in der Schabernack
und Streiche erlaubt sind. Früher hängten abenteuerlustige Nachtschwärmer
Gartentüren aus; heute verstecken sie Mülltonnen, vertauschen
Ortsschilder oder umwickeln Autos mit Toilettenpapier.
In der Neuzeit hat die Walpurgisnacht ihren Schrecken verloren. So gingen
in der Nacht zum 01.05.1977 zahlreiche Frauen auf die Straße. Unter
dem Motto "Wir erobern uns die Nacht zurück" demonstrierten
sie gegen Vergewaltigung und Gewalt gegen Frauen.
Auch der Name Hexe erlebt eine Wiedergeburt. Das Internet hat sich zu
einem riesigen Forum für sogenannte "neue Heiden" oder
"Wicca" (altenglisch "weise Frau") entwickelt. Allein
zu dem Stichwort Hexe liefern Suchmaschinen Zehntausende von Ergebnissen.
Und noch eine Branche hat die Walpurgisnacht entdeckt - der Handel - genau wie Helloween. |