Fasching im Holzland - aus der Geschichte |
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In Thüringen sind mit die ältesten Überlieferungen und Zeugnisse deutscher
Karnevalsbräuche zu finden. Je nach Gegend sind die Bezeichnungen Karneval und
Fasching gebräuchlich. Wann der Fasching in unserer Region, speziell im
Holzland Einzug hielt, lässt sich nicht genau belegen. Es ist aber sicher, dass
ab dem 16. Jahrhundert das Fastnachtstreiben Bestandteil des Brauchtums war. In
einigen Orten Thüringens ist das bis über 400 Jahre zurück nachweisbar.
Die Faschingsfeiern gingen nicht immer einher mit der Gründung von
Faschingsvereinen. Weit vor der Gründung der heutigen bekannten
Karnevalsvereine in unserer Region gab es jede Menge Feierlichkeiten, welche
auf den Faschingsbrauch zurückgehen. So beginnt z. B. die Geschichte des
Faschings in Roda (heute Stadtroda) im Jahr 1872. Damals wurde bereits ins
Schießhaus (Schützenhaus) zum Ball eingeladen. Zu erscheinen war, wie im
Karneval üblich, in einem Kostüm. Erst 1959 gründet sich die heute noch
bekannte Stadtrodaer Faschingsgesellschaft (SFG).
Oder in Eineborn begann man Anfang des vergangenen Jahrhunderts
das Leben etwas fröhlicher zu gestalten und veranstaltete im Gasthof “Zur
Krone” Maskenbälle. Erst 1984 wird hier der offizielle Faschingsverein
gegründet.
In unserer heutigen Kreisstadt Eisenberg wurde sogar erst 1985 ein
Karnevalsverein ins Leben gerufen. Gefeiert wurde aber schon vorher.
In Hermsdorf feierte man mit Bau des Schützenhauses den Fasching
bereits ab 1912. Es gab zahlreiche Kostümfeste, die jeweils unter ein Motto
gestellt wurden. Bekannt sind solche größeren Feste wie:
Ø
„Im
Wartesaale 1. und 2. Klasse“;
Ø
„Schützenfest
in Rummelskirchen“;
Ø
„Alpenfest“
(Fotos unten);
Ø
„Ein
Tag auf Helgoland“;
Ø
„Gesindeball“;
Ø
„Ein
Tag in Oberhof“ und weitere.
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Feier der Schützengesellschaft Hermsdorf, Motto „Alpenfest“
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Aber auch hier gründet sich erst 1969 der Faschingsverein Berg
e.V.
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Genauso verhielt es sich auch in Bad Klosterlausnitz. Gehen hier
die ersten Hinweise auf eine Vereinsgründung auf das Jahr 1961 zurück, so lässt
sich doch der karnevalistische Brauch in Form von Maskenbällen und Kostümfesten
mittels historischer Dokumente schon viel früher nachweisen.
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Einladung zum Maskenball in den Friedrichshof am 23.02.1908.
Ernst Beyer war Eigentümer und Wirt vom 01.09.1899 bis 27.04.1940. |
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Maskenball 1935 |
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Fasching
1953 in Bad Klosterlausnitz
-
Die
Musiker im Hotel Beyer in der Bühnenkulisse.
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01 = Lothar Geyer
02 =
Gerhard Dittrich
03 = Konrad Meißner
04 =
Fritz Grießer
05 =
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06 =
Konrad Schmidt
07 =
Fritz Bauer
08 = Hans Cicoszewski
09 =
Alois Weinberg
10 = Gerhard Bösger |
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Fasching
1953 in Bad Klosterlausnitz
- Die
Musiker |
01 =
02 = Konrad Meißner
03 = Lothar Geyer
04 = Konrad Schmidt
05 = Gerhard Bösger
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06 = Fritz Grießer
07 = Gerhard Dittrich
08 = Hans Cicoszewski
09 = Alois Weinberg
10 = Fritz Bauer
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Rührige Gastwirte, besonders von
Gaststätten mit Saal, luden regelmäßig zu solchen Festen ein, was man z. B. in
Inseraten der damaligen Presse lesen kann.
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Zeitungsanzeige
in der VOLKSWACHT, Einladung zum „Bordfest“ auf dem Dampfer Frohsinn, für den
22.06.1953 in das Hotel Beyer.
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Fasching 1956 in Bad Klosterlausnitz |
01 = Waltraud Georgi
02
= Heinz Georgi
03 = Ursula Leprecht geb. Grunert
04 = Walter Leprecht
05 = Edwin Schug
06 = Gerhard Raschke
07 = Christel Vogel verh. (päter) Raschke
08 = ? Fröhlich
09 = ? Prüfer
10 = Ernst Prüfer
11 = Lothar Prüfer
12 = Sigrid Studenik geb. Fuchs
1 3= Lothar Studenik
14 = ? Mücke (Kellner im Cafe am Wald)
15 = ? ? - Gastwirt
16 = Fritz Bauer
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17 = Margot Bauer
18 = Rudolf Hense
19 = Helga Hense
20 = Lothar Geyer
??
21 = Helga Studenik geb. Hoppert
22 = Alfons
Studenik
23 = Eugen Krause
24 = ? Voigtsberger
25 = Rudolf Schug
26 = Marianne Schug
27 = Georg Schug
28 = ? Meißner
29 = Karli Voigtsberger
30 = ? Hegewald
31 = Rudi Hegewald
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Erhard Walter berichtet, wie es zur Gründung des Faschingsvereins in Bad Klosterlausnitz
kam:
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„Am 11.11.1961 saßen wir, ein paar junge Leute, gegen 21:00 Uhr
auf dem Marktplatz in Bad Klosterlausnitz. Es war nirgends etwas los und so
gingen wir in die Gaststätte „Ratskeller“. Dort stellten wir das Klavier vor
die Theke. Ich spielte alles runter was zum Singen und Schunkeln taugte und der
Ratskeller füllte sich. Dazwischen gab es natürlich immer etwas zu trinken. Die
Polizeistunde wurde überschritten, es ging bis weit nach Mitternacht.
Am nächsten Tag, wenn auch etwas müde, natürlich früh zur Arbeit.
Mein Chef teilte mir mit, ich möchte 17:00 Uhr beim Bürgermeister in Bad
Klosterlausnitz vorsprechen. Das klang nicht grade gut, doch der Bürgermeister,
Helmut Fickel, empfing mich freundlich und mit folgenden Worten: Herr Walter,
ich beauftrage sie, in unserem Ort einen Elferrat zu gründen. Drei Personen,
die er mir benannte, sollten mit dabei sein. Nun suchte ich nach geeigneten
Personen. Das zog sich zwar bis ins Frühjahr 1962 hin und am 02. und 03.03.1962
waren die ersten beiden richtigen Veranstaltungen.
Im Saal waren jeweils ca. 160 Personen,
damals noch alle ohne Kostüme. Die Bütt waren 2 Bierfässer, die Mützen aus
Papier, lediglich die Kostüme des Prinzenpaares und für mich als Zeremonienmeister
ein Umhang, wurden vom Theater aus Gera geliehen. Der Lausnitzer Fasching war
geboren, jedoch nicht am 11.11.1961.“
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Obwohl
die ersten beiden Faschingsveranstaltungen als Verein 1962 stattfanden, wurde
und wird bis heute die Veranstaltung vom 11.11.1961 als Gründungsdatum
gefeiert.
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